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Nachtigall, der Tapfere

4 days ago

11 Min. Lesezeit

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Nach den Strapazen der vergangenen Nacht lag Aarons Heil zwischen den Beinen seiner Geliebten. Mit Trauer hatten beide den Bestattungsriten beigewohnt und die ermordeten Mitglieder ihres Hausstabs der heiligen Flamme übergeben. Es war ein trauriger Abschied, auch wenn die Nacht für die Waldläufer eine siegreiche Jagd bedeutete. Adra unterhielt enge Beziehungen zu den meisten Verstorbenen. Sie waren seit ihrer Kindheit ein Teil ihres Lebens und wie Familie. Ihr Mann hatte die größte Mühe, ihre Stimmung zu heben, weshalb seine Zunge sich besser darum kümmern wollte.

»Du bist ziemlich wund,« urteilte der Lord General und küsste ihre Wunde, die offensichtlich unter der Geburt gelitten hatte.

»Bei der Göttin, Aaron. Deine Beobachtungen könnten nicht ungeschickter sein.«

Adra schaute zur Wiege hinüber und vergewisserte sich, dass ihr Junge schlief. Die Gemütlichkeit des Kamins konnte den Kleinen dankenswerterweise wieder aufwärmen, nachdem er in seinem jungen Leben viel zu früh in die kalte Brutalität der rayanischen Gesellschaft hinausgezwungen worden war.

»Ich bin nicht der Typ für Beobachtungen, wie ich diese Woche lernen musste.«

Ihr Mann war immer noch unglücklich über seine eigene Unaufmerksamkeit gegenüber der Bedrohung. Als Anführer der Raji'Draq hätte er stärker in diese Ermittlungen involviert sein sollen. Adra streichelte sein Haar, während er ihre weiblichen Partien liebkoste.

»Habt ihr schon mit Lady Dragovaste gesprochen?«

Die Adlige von Rubinburgh war nicht gerade unbeliebt. Sie genoss großes Ansehen im Rat. Noch nichts von ihr zu dem gehört zu haben, was gerade geschah, schien seltsam. Aber der Gedanke, dass sie ihre Hände bei dieser Verschwörung mit im Spiel hatte, machte noch weniger Sinn.

»Das werden wir. Aber im Moment bin ich nur hinter dir her.«

Aarons Zunge versiegelte ihre wunden Falten.

»Ich werde noch ein Dutzend Welpen da hineinstecken, Lady Sion.«

Seine Lady stöhnte angesichts seiner beruhigenden Zunge zwischen ihren Beinen, dann kicherte sie.

»Willst du die Gräfin besänftigen, indem du Sie ihr ein ganzes Heer zur Verfügung stellst?«

Der General packte ihre Pobacken.

»Die Gräfin zu besänftigen, kann nur ein Mann vollbringen.«

Das musste er schon vor Ewigkeiten lernen.

»Und es ist nicht so, dass es weniger schwierig wäre, dich zu beschwichtigen.«

Er sah zu ihr auf. All diese Fragen, während er versuchte, sie zu verwöhnen.

»Glaubst du, sie ist schon schwanger?«

Aaron rollte mit den Augen und heilt inne, während er seine neugierige Stute betrachtete.

»Wir könnten es unmöglich beurteilen,« erklärte er. »Eine nemesische Schwangerschaft verläuft anders als eine rayanische.«

Adra fand die inneren Abläufe ihrer Nachbargesellschaft faszinierend. Diese dunklen Schönheiten von Azwood waren wie Göttinnen unter den Herrinnen, obwohl sie sich nie arrogant oder herablassend verhielten, wenn es nicht darum ging, ihre Ehre zu verteidigen.

»Arajon muss inzwischen sein Herz an diese Weiden verloren haben,« dachte sie sich. »Ich sehe ihn kaum noch in Rotzweig.«

Aaron seufzte und legte seinen Kopf auf ihren Bauch.

»Ich hätte ihn schon viel früher beim Tragen all dieser Pflichten entlasten sollen.«

Ein Erbe für die Drachenzinne wurde dringend gebraucht, damit der General seine Aufgaben als Oberbefehlshaber des Militärs ernsthaft etwas mehr priorisieren konnte.

»Oh, damit ich dich hier genauso selten sehe?« 

Langsam wurde Adra klar, wie groß die Herausforderung für ein Paar sein konnte, dem Thron hingebungsvoll zu dienen. Ihr kleiner Junge fing gerade zur richtigen Zeit an zu wimmern bei ihren Gedanken.

»Bewege dich keinen Zentimeter.«

Ihr Mann stand auf, um nach dem kleinen Welpen zu sehen. Seine Lungen waren in der Tat so mächtig, wie Arajon während ihres Ausflugs nach Nathum scherzhaft betont hatte. Doch als er das Gesicht seines Vaters zum ersten Mal in aller Ruhe vor dem gemütlichen Kamin sah, hörte er schnell auf zu schreien. Von seinem Vater hochgehoben, fing der Welpe sogar an zu grinsen.

»Wer wird ihm sagen, dass er der Pate dieses kleinen Rebellen hier sein wird?«

Adra lachte und beobachtete, wie sich ihre beiden Männer miteinander vertraut machten.

»Du natürlich. Wenn er ablehnt, kannst du es ihm als sein General befehlen.«

Ihr Mann gab ihrem Sohn seine beste Narrenmiene, nur um die Unterhaltung des Jungen noch ein wenig länger aufrecht zu erhalten.

»Und was ist, wenn er immer noch ablehnt?«

Lady Sion dachte darüber nach.

»Dann werde ich mich bei Aza über sein mangelndes Verantwortungsbewusstsein beschweren.«

Ihre Frechheit amüsierte Aaron wie immer.

»Ihr Frauen seid so gemein.«

Ihr kleiner Junge wurde nach seinem plötzlichen Freudenausbruch wieder müde. In ein paar Monden würde es viel mehr Anstrengung erfordern, seine Energie zu zügeln. Aaron legte ihn zurück in seine Wiege und deckte ihn mit der flauschigen Seidendecke zu, die Aronya als Willkommensgeschenk zu seiner Geburt geschickt hatte. 

 »Nun. Wo war ich?«

 Sein nackter Körper stand von Licht beschienen ob der flackernden Flammen im Kamin, als er sich wieder seiner Frau auf dem Bett zuwandte.

»Ich glaube, du warst kurz davor, Doktor zu spielen und meine wunden Stellen zu behandeln.«

Spielerisch wackelte Adra mit ihren Beinen, um ihn zurück ins Bett zu locken.

»Oh ja, in der Tat. Medizinische Behandlung erfordert viel… Zungenspitzengefühl...«

Dass er seiner Dame nach der Geburt nicht die nötige Aufmerksamkeit geschenkt hatte, die sie verdiente, war eine weitere Sache, die Aaron zutiefst bedauerte. Als er wieder auf die Laken kroch, entschuldigte er sich erneut mit einem tiefen Kuss unter ihrem Ohrläppchen. Ihre Hand begann mit seinem goldenen Haar zu spielen, bevor sie seinen Kopf wieder zwischen ihre Beine lenkte, wo er seine Abstinenz wieder gut machen würde.

Ein anderes Paar war weit weniger romantisch. Ihr Wiedersehen nach dem Kampf zur Drachenzinne tat weh. Es tat so weh, dass Arajon sich nach den eisgekühlten Spirituosen sehnte, die seine Gräfin gerade in ihr Wohnzimmer trug. Sie ließ sich verdammt noch mal Zeit damit. Andererseits war sie auch nicht verpflichtet, ihm irgendeinen Drink zu servieren. Im Moment hatte er es nicht einmal verdient, auf ihrer Couch von den erfahrensten Händen in ganz Seelwasser behandelt zu werden.

»AUTSCH!«

Sie leerte den hochprozentigen Alkohol in einem der Gläser zur Desinfektion quer über seiner Brust aus, während sie einen Schluck aus dem anderen nahm. Danach drückte sie ihm ihr Getränk in die Hand. Er selbst bekam nur einen Schluck ab, bevor sie ihn abermals quälte, indem sie die Kruste wieder öffnete, die sich während seinem hastigen Ritt zurück von seines Vetters Anwesen um die Wunde gebildet hatte. Die Gräfin tat dies mit einem temperamentvollen Klauenkratzer, der eindeutig dazu gedacht war, zu schmerzen.

»AUUUTSCH! Aza! Warum bist du so grob?«

Ihre azurblauen Augenlichter gewährten ihm keinen einzigen Blick. Die Wunde musste richtig ausbluten, um sie zu reinigen.

»Hast du auch so viel gejammert, während du die Schwarzschuppen verprügelt hast?«

Azana nahm das durchnässte Tuch aus der Schüssel mit dem Kräuterwasser, das sie auf dem Couchtisch abgestellt hatte. Dann setzte sie sich auf seinen Schoß und begann, die Wunde unter seiner Brust gründlich zu reinigen.

»Ah... das ist schon viel angenehmer... «

Arajon entspannte sich und beobachtete, wie seine Nachtschwester ihre Naturmagie wallten ließ, während seine freie Hand vorsichtig die Nähe zu ihrem Oberschenkel suchte. Diese Frau wusste wirklich, wie man innerhalb von Sekunden von einem harten Schlag zu einem sanften Gefühl überging. Stur war sie, genau wie er. Deshalb waren sie zusammengekommen.

Aronya hielt ihren Cousin ab einem gewissen Punkt für unvermittelbar. Er fand immer einen Weg, die Herrinnen, mit denen sie ihn zu verkuppeln suchte, zu verärgern. Meistens erschien er nicht einmal zu der vereinbarten Inspektion. Er war sich voll und ganz bewusst, dass es ein Privileg der männlichen Verwandten der Matriarchin war, sein Glück so herauszufordern, und deshalb machte er davon Gebrauch, wann immer es eine dieser aristokratischen Harpyien in Rubinburgh nach ihm gelüstete. Niemals würde er unter einer Herrin dienen, koste es, was es wolle. Das hatte er sich selbst geschworen. Aber dann kam sie.

Nie würde er jenen Nachmittag vergessen, an dem er unbefugt die Grenze überquerte und die Lichtung betrat, auf sie mit ihrer Sichel Kräuter erntete. Er war vor einem weiteren Verkupplungsversuch Aronyas in Aarons Festung geflohen und hatte vor, bei der Jagd den Kopf etwas freizubekommen. Damals scherte er sich noch nicht viel um territoriale Regelungen in Bezug auf die Jagdgebiete.

Sie hatte ihn schon lange gespürt, bevor er sich seiner Umgebung bewusst wurde und forderte ihn unverzüglich zum Duell heraus. Ihm Recht und die Ordnung ihres Landes rezitierend während sie die Klingen kreuzten, fing er mit jedem Schlagabtausch mehr Feuer. Er ließ sie gewinnen, nur damit sie näher kam. Zugegeben, sie hätte womöglich sowieso gewonnen, aber es hätte viel länger gedauert, bis ihre Klinge seine Kehle bedroht hätte, so dass er einen genaueren Blick in diese azurblauen Leuchten werfen konnte. Es mag ihrer beider erster Tanz gewesen sein, aber es war sicherlich nicht ihr letzter.

»Vorsicht, Süße.«

Seine Gräfin streckte die Wunde, um das irritierte Gewebe darunter zu untersuchen.

»Es ist infiziert,« diagnostizierte sie und legte ihre Lippen um die Verletzung, um mögliche Verunreinigungen herauszusaugen.

»Ist das eine neue Verführungstechnik von dir?«

Sein unangemessener Witz sollte ihm noch mehr Schmerzen bereiten, als sie anfing, stärker zu saugen. Ein weiteres leises "Autsch!" kam über seine Lippen, dennoch genoss er ihren gemeinen Kuss.

Das zweite Mal trafen sie sich während einer Vogelschau auf der Drachenzinne. Arajon hatte nach einem neuen geflügelten Boten gesucht, der seinen Männern die Befehle überbringen sollte. Da stand sie mit ihrer weißen Mähne und ihrer vornehmen Haltung und betrachtete eine der prächtigsten Silber-Horneulen, die er je gesehen hatte. Sie wirkte so professionell, wie sie da mit dem Vogel auf ihrem Falknerhandschuh sprach und ihn streichelte, dass Arajon nicht anders konnte, als völlig ahnungslos zu handeln, um ihr noch mehr ihrer zauberhaften Lektionen zu entlocken. Er wünschte sich, über Dinge aufgeklärt zu werden, die er längst wusste, nur um ihre disziplinierenden Vorträge zu hören. Sein Herz verriet an diesem Tag seinen Stolz und tat es jedes weitere Mal, wenn sie sich danach trafen.

»Was war das für eine Klinge, die dich getroffen hat?«

Ihre Frage beendete für einen Moment seinen sentimentalen Erinnerungen. Die Gräfin spuckte eine seltsam schmeckende Flüssigkeit auf das Tuch. Diese änderte ihre Farbe, nachdem sie mit dem Kräuterwasser auf dem Stoff in Berührung kam.

»Sie schien ein bisschen kurz für die Klinge eines Kriegers. Eher wie ein Dolch. Warum?«

Seine dunkle Schönheit schien besorgt zu sein.

»Hast du danach irgendeinen bitteren Geschmack im Mund verspürt?«

Worauf wollte sie hinaus?

»Nicht, dass ich mich daran erinnern würde.«

Sein Gedächtnis war nicht gerade in einem gut funktionierenden Zustand während sie auf ihm saß, mit nichts weiter als einem schwarzen Nachthemd bekleidet, dessen Seiten bis zu ihren Hüften aufgeschlitzt waren.

»Ich muss das zur Prüfung ins Hauptquartier schicken.«

Sie faltete das Tuch zusammen und legte es wieder auf den Tisch.

»Ich bedarf womöglich auch noch etwas weiterer Untersuchung,« ließ Arajon sie wissen. »Ich glaube, ich habe ein paar gebrochene Knochen. Einer fühlt sich ganz besonders verletzt an.«

Seine Frechheit gewann schließlich doch noch ihren Blick, als sie damit begann, seine Wunde zu verbinden.

»Meinst du den hier?«

Sie begann, ihre Hüften auf seinem Schoß zu bewegen.

»Oh ja, genau der.«

Arajons leidender Gesichtsausdruck ließ ihre Lippen Mühe haben, ernst zu bleiben.

»Er bedarf dringend Eurer Aufmerksamkeit, Gräfin, das schwöre ich.«

Seine Herrin kam näher, nachdem sie ihre Wundversorgung beendet hatte, drückte ihre Brüste auf den Verband und sah ihm tief in die Augen.

»Du hast es aber nicht verdient.«

Die dramatischen Gesichtsausdrücke gingen weiter.

»Wie kannst du das sagen nach all meinen Anstrengungen in den letzten Tagen, deinen Wald zu sichern?«

Er wagte es, nach ihren Lippen zu greifen.

»Wie immer war und bin ich dein demütiger Diener.«

Azana stieß ein schrilles Lachen aus.

»Demütig.«

Ihre Lippen wichen seinen Versuchen nicht aus, aber sie würden immer noch keinen Kuss vollenden.

»Meine Liebster, solange ich denken kann, bist du alles andere als demütig gewesen.«

Sein Grinsen entblößte ihr seine hungrigen Fänge. Noch viel hungriger war seine freie Hand, die von ihren Schenkeln zu ihrem schönen Hintern wanderte.

»Ich weiß, du magst mich verwegen und verführerisch.«

Ein sanfter Biss in ihre Unterlippe würde schließlich seine Absicht erfüllen. Sie lag so verlockend auf ihm, dass er fast seine Manieren gegenüber einer Dame ihres Standes vergaß.

»Wie verwegen wollt Ihr mich heute Abend, Herrin?«

Er hoffte auf die Worte, die ihre erste Antwort auf diese Frage enthielt, als er auf der Vogelschau fragte, nachdem sie ihrem neu gewonnenen Schüler allerlei Wissenswertes über Eulen, Falken, Raben und Nachtigallen als Botenvögel beigebracht hatte. Mit der Nachtigall und damit, wie die ledigen Männchen dieser Spezies die Damen nach Einbruch der Dunkelheit mit ihren kühnen Gesängen bezauberten, hatte er sie am Haken.

»Ich werde Eure Verwegenheit auf die Probe stellen, Nachtigall,« war ihre Antwort an jenem Herbsttag. Dann ging sie und verleitete ihn dazu, ihr in der folgenden Nacht nachzustellen.

Süße Melodien der Sehnsucht spielte ihr Sir Nachtigall auf seiner Laute unter ihrem Fenster im Turm der Silberzinne und nervte damit ihre Nachbarn höllisch. All diese Aufmerksamkeit war ihr sehr unangenehm gewesen, aber er spielte dennoch jede Nacht für sie, bis sie ihm schließlich einen Abend auf dem Herbstmarkt in Rotzweig gewährte. Dort, unter den scharlach-goldenen Baumwipfeln eines Ahorns, küsste er sie zum ersten Mal, damit ringend, seine Lust zurückzuhalten, es aber dennoch tuend, damit sie sein aufrichtiges Interesse erkannte. Dieses Spiel ging monatelang so weiter, unter Ahornbäumen, Birken, Weiden, Eichen – wo immer er sie an einem versteckten Fleck zwischen den Grenzen erwischte. Er verführte sie ohne jedweden Geschlechtsakt, sondern lediglich mit solch stürmischen Küssen, dass ihr von Kopf bis Fuß ganz heiß wurde.

Es war dort, da Aza eine Vorstellung davon bekam, wie seine Art zu kämpfen aussah. Wie er einem Gegner keinen Raum zum Atmen ließ und ihm jede Verteidigung gegen seine unnachgiebige Art nahm.

»Lass mich deine Klinge sein,« macht er ihr den Antrag, während sie unter den Bäumen schwer keuchte. »Und ich zeige dir, wozu ich fähig bin.«


Legend of Gardyan, Sign of the Raven, Nachtigall, der Tapfere

In der Nacht, in der sie der Bitte ihres Singvogels nachgab, hob er sie gegen den Baum und liebte sie an Ort und Stelle. So würde er es jedes Jahr wieder tun, genau an dem gleichen Datum und an der gleichen Stelle, an der er sie zum ersten Mal genommen hatte. Nur einmal versäumte er es, seinen Eid zu erneuern, und das war in dieser Nacht.

»Ich glaube, ich werde heute Nacht auf Eure Verwegenheit verzichten, Nachtigall.«

Aza vergewisserte sich, dass er spürte, wie ihm der Hintern in seiner Hand Stück für Stück entglitt, zusammen mit dem Getränk, das er in der anderen hielt. Schmollend erhob sie sich von der Couch und ging in ihr Zimmer.

»Herrin, wag es nicht!«

Ihr plötzlicher Stimmungswandel traf ihn unvorbereitet.

»Mein Herz blutet buchstäblich für dich!«

Wie ein Kranker wand sein Körper auf dem Ledersofa, und sein Arm streckte sich auf dramatische Weise nach ihr aus. Aber der süße Hintern, dem er nachsah, verschwand in ihrem Zimmer.

»Du blutest in der Tat und deshalb lass ich dich nicht in mein Bett!" schrie ihn eine unversöhnliche Stimme entgegen.

»Tu mir das nicht an. Bitte, verzeihen Sie einem Mann, dass er zu spät kam!«

Er bekam keine Antwort. Oh, das war nicht gut. Sie war wirklich gekränkt. Diese Situation verlangte nach unfairen Taktiken.

»Ich habe dir was Süßes aus Rubinburgh mitgebracht?«

Es dauerte ein paar Augenblicke, bis dieser silbergelockte Kopf wieder um den Türrahmen herum spähte, aber er tat es.

»Welche Art von Süßigkeiten,« forderte eine schmollende Stimme Klarheit.

Arajon schenkte ihr sein verführerischstes Lächeln mitsamt Stimme.

»Mandel-Nougat-Pralinen,« lockte er sie. »Mit weißer Schokolade, ganz wie du es bevorzugst.«

Seine Wildkatze überlegte. Es war in der Tat ihre liebste Nascherei.

»Wenn du irgendwelche Blutflecken auf den Laken verursachst, schmeiße ich dich raus,« drohte sie mit einem dunklen, bezaubernden Ton und drehte sich gerade nah genug an der Tür um, dass ihm die fehlenden Kleider an ihrem nackten Körper auffielen.

Der Raji'Draq konnte nicht schnell genug nach seiner Tasche unter dem Tisch greifen.

»Oh, Süße, ich verspreche dir, es wird kein Blut sein, das auf deine Laken tropft,« flüsterte er vor sich hin.

Ihr Biest würde sie mit diesen süßen Köstlichkeiten füttern, während sie ihm süßer vorsang, als es je eine Nachtigall vermochte. Sie würde seinen Namen in eine sehnsüchtige Melodie hüllen, während sein Schwur tief in ihr verweilte und mit wilden Bissen brennender Leidenschaft erneuert wurde. Er zückte die Schachtel mit den Pralinen, folgte ihr in ihre Gemächer und schloss die Tür.

Während seine Verführungskünste die Gräfin eroberten, begann ein Stück Stoff auf dem Tisch im Wohnzimmer zu leuchten. Zuerst war der Glanz feurig rot, dann sank er aber in tiefere Farbtöne von Schwarz und Lila ab. Der Dolch, der Arajon getroffen hatte, war mit einer alchemistischen Lösung vergiftet, die so aggressiv war, dass sie an ihrem Ziel haftete, selbst nachdem sie entfernt wurde. Sie würde das Blut des Opfers verzehren und auf den sicheren Tod in kardiovaskulärer Umgebung abzielen. Schlimmer noch, dieser Dolch war nicht der einzige seiner Art, der in der Schlacht bei der Drachenzinne eingesetzt wurde. Arajon war auch nicht der Einzige, der betroffen war.

Die ersten Symptome holten ihn am Morgen ein, als er das Zimmer seiner Gefährtin verließ. Ein plötzlicher, zuckender Schmerz erfüllte seine Brust und Adern, die von schwarzem Blut pulsierten, kamen zum Vorschein. Azana erwachte viel zu früh und erwischte ihn, als er seine Flucht plante, um sie nicht zu beunruhigen. Sie sah die dunklen Adern und das völlig geschwärzte Tuch auf ihrem Tisch und wusste, dass dieser neue Feind nichts Geringeres als die totale Zerstörung im Sinn hatte. Sie versuchte ihr Bestes, um die Vergiftung zu stoppen, indem sie Quarantänerunen um die Wunde beschwor. Da sie sich in der Nähe seines Herzens befand, hatte er die Symptome vielleicht früher als die anderen gespürt.

Während sie zum Hauptquartier eilte, eilte Arajon zurück zur Drachenzinne. Er fand die Roten Waldläufer verwirrt vor, denn gut ein Drittel von ihnen war über Nacht krank geworden. Noch keine Anzeichen von Schmerzen, aber ein Delirium, eine erhöhte Herzfrequenz, Orientierungslosigkeit und gelegentliche Halluzinationen. Aaron und Adra waren alarmiert. Deshalb stimmten sie Arajons Vorschlag zu, die kranken Waldläufer mit nach Seelenwasser zu nehmen. Sie sollten nicht mehr so nach Rotzweig zurückkehren, wie sie früher einmal waren.



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