Liebste, ich bin in Eile
Die Dinge scheinen neuerdings ein unerwünschtes Eigenleben zu entwickeln. Ihr wisst darüber mehr als ich, daher fasse ich mich kurz.
Der Mond nimmt ab nach feurigem Ritt. Ein Sturm tut sich gen Westen auf und der Donner ruft zum Drachenhort. Es sind sechs Schlangen aufgewühlten Blutes, vielleicht auch zehn. Mehr vermag ich nicht zu ermessen.
Eure Klingen sind geraubt, gewillt, zu schaden Eurem edlen Namen, dessen Signatur den Stahl so gütlich ziert. Eure Ehre ist mir Pflicht, daher will ich sie zurück in Eure Obhut führen. Mehr noch, soll die Eulenzinne, mit frischem Blute bald versorgt, allen von der Wildheit künden, mit der ich Euch erobert. Mein Werk heut Nacht ist Euer Richtspruch und so entflieh ich Eurem schönen Augenlicht ein weit’res Mal. Auf dass mir Eure Sehnsucht sicher sei.
Dennoch sollt Ihr nicht gänzlich mich entbehren, obgleich es nur der flinken Worte sind, die ersuchen Eure Gunst. Schon viel zu lange ist es her, da ich Eure zarten Züge sah. Ihr mögt mich einen Lügner strafen, wenn ich spreche von sechs Nächten, als wären es sechs Dutzend. Jedoch, die sanften Wogen Eurer Schenkel, benetzt noch von dem süßem Tau durch meinen Odem, versichern Euch, ich lüge nicht. Die Wahrheit meine Zunge spricht, wenn sie die Wogen streichelt, mehr und mehr, bis meine Eule ihr Gefieder spreizt. Dann wird aus meinem Eulentäubchen schnell ein kätzisches Behagen, mit Krallen, die der Fleischeslust trotz Schamesröte nicht entsagen.
Was gäb‘ ich, diese scharfen Klauen heute Nacht als mein Geleit zu wissen, wenn ich die Feinde Eures Hofes mit Inbrunst in die Gräber trag. Nur eine Klaue, vielleicht auch zwei. Mehr vermag ich nicht zu ermessen.
Das strenge Schwert zu Eurer zarten Hand